Ein Auszug aus der geschichtlichen Entstehung unserer Cramer-Klett-Siedlung
In Gustavsburg entstand schon früh eine gewerblich industrielle Struktur. Verschiedene Fabrik- und Wohnbauten, Brücken und Anlagen zeugen von dieser Entwicklung und sind heute Teil der Industriekultur.
1856 als mit dem Bau der Eisenbahnlinie Mainz-Darmstadt-Aschaffenburg begonnen wurde, erwarb die private hessische Ludwigseisenbahngesellschaft das Gelände der ehemaligen Gustavsburg. Die Beauftragung der Maschinenfabrik und Eisengießerei J. F. Klett (spätere MAN) durch die hessische Ludwigseisenbahngesellschaft zum Bau der Mainzer Südbrücke erfolgte im Jahr 1859. Aus welchem Grund die Klett & Co. einen Montierungsplatz für die im Bau befindliche Eisenbahnbrücke in Gustavsburg errichtete.
Der Architekt und Städteplaner Prof. Karl Christian Hofmann (1856 – 1933), seinerzeit an der Technischen Hochschule Darmstadt, ist seitens der Klett & Co. mit der Konzipierung der Siedlung beauftragt worden. Das ganzheitlich gestaltete Ensemble der „Klett-Kolonie“ sollte eine kleinstädtische Idylle und heimische Geborgenheit ausstrahlen. Aus diesem Grund wurden die Häuser unterschiedlich gestaltet, jede Arbeiterfamilie bekam einen eigenen Hauseingang und einen individuell gestalteten Garten. Auch unterschieden sich die Häusertypen der Eck-, Doppel- und Vier-Familienhäuser, um für eine Abwechslung in der Siedlung zu sorgen, die bis heute währt.
1896 genehmigt der Aufsichtsrat der Maschinenfabrik Klett & Co. zunächst den Bau von etwa 40 Arbeiterhäusern mit zusammen 100 Arbeiterfamilien; spätere Überlegungen und Beschlüsse ließen das Ensemble mit dem Cramer-Klett-Platz als Mittelpunkt dann bis 1906 auf ein Fassungsvermögen von letztendlich 136 Häusern mit insgesamt 149 Wohnungen anwachsen.
Seit 1979 steht die Cramer-Klett-Siedlung als Gesamtensemble unter Denkmalschutz. Mit Hilfe von Fördermittel des Landes Hessen, konnten die Häuser von 1980 bis 1992 erstmals umfassend saniert werden.
Der Förderverein Cramer-Klett-Siedlung Gustavsburg e.V. hat sich aus der Verpflichtung der Tradition heraus zur Aufgabe gemacht, diese zu erhalten, über die Stadtgrenzen von Ginsheim-Gustavsburg hinaus bekannt zu machen und die Siedlung mit neuem Leben zu füllen.
Weitere Informationen zur Geschichte der ehemaligen Arbeiterwohnsiedlung gibt es unter https://cramer-klett-siedlung.de/de/
Autor: MATTHIAS WELNIAK
Vorsitzender des Förderverein Cramer-Klett-Siedlung Gustavsburg e.V